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Auf Helgoland ist die Ruhe zu Hause
Auf der Düne wird der Parasympatikus angeregt
Bitte was? Im ersten und zweiten Teil habe ich von meinen Helgoland Erlebnissen an den ersten drei Tagen meiner Reise geschrieben und hier soll es nun weiter gehen.
Doch zuvor möchte ich noch etwas über einige Gründe schreiben, die für einen Helgoland Urlaub sprechen. Und das mal ein wenig aus wissenschaftlicher Sicht. Denn eines sei hier schon mal vorweg genommen. Für mich ist Helgoland die Insel der Ruhe.
Sympathikus und Parasympathikus
In der heutigen Welt sind wir im täglichen Leben oft im Stress. Unser Sympathikus, auch als „Nerv der Erregung“bezeichnet, überflutet uns dauerhaft mit seinen Reizen und sorgt so für krank machende Faktoren, die Zivilisationskrankheiten aller Art auslösen. Sein Gegenspieler, der Parasympathikus oder auch „Nerv der Ruhe“ sorgt für das Gleichgewicht.
Doch er kommt eben sehr oft zu kurz. Im Leben ist weder der eine noch der andere schlecht und beide notwendig. So dient der Sympathikus dazu, uns vor Gefahren zu warnen und hier liegt die eigentliche Problematik. Diese Nerven sind schon vor Urzeiten entstanden und entwickelt und kommen mit dem neuzeitlichen Entwicklungen nicht hinterher. Und daher löst dieser Nerv einfach zu oft Stress in uns aus.
Sehr gut beschrieben ist das im Buch Der Heilungscode der Natur vonClemens G. Arvay
Ein Helgoland Urlaub lässt uns nun aber die Alltagssorgen schnell vergessen und regt den Nerv der Ruhe wieder an. Die Spaziergänge am Strand, die Abgeschiedenheit vom Alltagsleben sind aus meiner Sicht ideal, um schnell zu gesunden oder einen Genesungsprozess zu beschleunigen.
Was dich hier und in den weiteren Teilen erwartet:
- Von Kegelrobben und Seehunden
- Lummenfelsen und Lange Anna
- Das Paradies für Ornithologen. Zugvögel und Brüter.
- Autoren und Ihre Werke
- Die Entstehung der Insel
- Energie- und Wasserversorgung
- Geschichte Helgolands
- Von Wind und Wellen. Impressionen
Die Insel der Ruhe ist durchaus bezahlbar
Und dieser Urlaub ist meines Erachtens nach auch noch bezahlbar. Im Bungalow Komfort, was schon ein sehr gehobener Standard ist, haben wir für sechs Tage 400,- € gezahlt, auf dem Campingplatz kann man, wie ich erfahren habe, aber schon für 12,50 € übernachten und dazwischen liegt der Bungalow der alten Art direkt am Flughafen.Hier kostet die erste Nacht in Vor- und Nachsaison 57,- und jede weitere 31,- €. Hier gibt es allerdings keine Waschräume, es müssen die Gemeinschaftsräume genutzt werden.
Doch nun zurück zu meinem Bericht.
Geteilte Freizeit
Donnerstag, 13.10.2016
Heute haben wir uns für den Tag unterschiedliche Dinge auf den Zettel geschrieben. Ich begleite meine Frau nach dem Frühstück zum Südstrand, wo Sie sich in einem Sonnenstuhl bei der Strandbar zum Lesen zurück zieht und begebe mich dann mit der Fähre auf die Insel. Ich sondiere die einzelnen Möglichkeiten für den morgigen Freitag und gehe dann Richtung Strand an der Jugendherberge vorbei. Der Strand endet an der Steilküste, hier nehme ich dann die Treppe ins Oberland und wandere weiter Richtung Lange Anna.
Warum heißt die Lange Anna eigentlich Lange Anna?
Die Geschichte erfuhren wir gestern auf unserer Stadtführung und hier möchte ich Sie kurz wiedergeben. Vor Generationen gab es hier auf Helgoland eine Tanzbar, in der sich die Jugend immer zum Tee und Tanz traf. Und die Bedienung dort war Anna, eine lange und schlanke junge, sehr hübsche Helgoländerin. Und nach Ihrem Fortgang von Helgoland erhielt dann eben die „Lange Anna“ Ihren Namen.
Irgendwo ins grüne Meer
hat ein Gott mit leichtem Pinsel
lächelnd, wie von ungefähr,
einen Fleck getupft: Die Insel
James Krüss
Einige großartige Bilder von Helgoland als auch von den übrigen Nordsee Inseln und der Küste gibt es übrigens in der Dokumentation
„Die Nordsee von oben“
Von der Langen Anna ging es dann weiter zum Gipfelkreuz des Pinneberg.
Ein 6000er direkt auf Helgoland
Wer Helgoland bisher nicht kennt, wird jetzt vielleicht sagen, Pinneberg ist doch eine Stadt und ein Landkreis. Und genau so ist es auch und Helgoland gehört zu Pinneberg und der Pinneberg selber ist die höchste Erhebung. Wer hier her wandert, kann sich dann auch rühmen, einen echten 6000er bestiegen zu haben. Denn der Pinneberg erstreckt sich auf eine Höhe von 6130 cm über Normalnull oder eben 61,3 m
So ist diese Besteigung dann auch für jeden zu meistern.
Vom Oberland klettere ich dann im Süden über einen schmalen Pfad ins Mittelland, das beim großen Big Bang entstanden ist und weiter zur Mohle.
Hier an der Mohle hat der Sturm Xaver am 28. Oktober 2013 zwei der riesigen Polder aus dem Verbund gerissen und 2 Meter weiter hinten abgelegt. Einer dieser Polder, Gewicht 6,5t, steht dort noch heute. Für die Düne war der Schaden damals aber weitaus größer. Hier wurden rund 50.000 Kubikmeter Sand weg gespült und 47 Kegelrobbenbabys wurden anschließend vermisst.
Helgolands Museen
Freitag, 14.10.2016
Lass die wilden Wogen toben, um den Felsen dort und hier,
auf dem Felsen wohn ich droben und der Frieden wohnt in mir.
Hoffmann von Fallersleben
Heute ist mal ein wenig Kultur angesagt. Wir machen einen Ausflug in die Museen bei den Hummerbuden.
Die Überfahrt endet heute wegen des Sturms aus Osten im Nord-Ost-Hafen. Windstärke 8 herrscht heute, weshalb die Lady von Büsum heute nicht nach Helgoland fuhr.
Für den Preis von 4,- € können hier alle Hummerbuden und das Helgoland Museum besichtigt werden.
In den Hummerbuden gibt es dann eine für James Krüss, den Kinder- und Jugendbuchautor, aber auch für Heinrich Hoffmann von Fallersleben eine eigene Bude. Ebenso für die Post. Das Museum selbst hält eine umfangreiche Ausstellung zu Helgolands Geschichte bereit, in dem auch Fischerhütten und Trachten ausgestellt werden. Im Keller gibt es eine umfangreiche Fossilienausstellung, die auch die Entstehung der Insel sehr gut darstellt.
Nachdem wir die Museen durch sind, machen wir noch einen Spaziergang durch Unter- und Oberland, bevor wir nach einem Abendessen in „Zum Seehund“ mit der Fähre wieder zurück zur Düne fahren.
Vor dem Dunkel werden zieht es mich dann doch noch einmal zum Südstrand. Hier hat der Sturm das Wasser in der Mole zurück gedrängt, so dass diese nahezu trocken liegt. Dort, wo sonst die Robben schwimmen suchen jetzt die Strandläufer und die Möwen nach essbarem.
Nahe der befestigten Dünen hat der Sturm den losen Sand zu Verwehungen aufgeblasen.
Helgoland in Fersen
De See, de Kläow, deät Bopper- en deät Deelerlunn,
Winn, Wolken en witt Hallemsunn:
Deät aal, deät es ü LunnDie See, die Klippe, das Ober- und das Unterland,
Wind, Wolken und weißer Dünensand:
Das alles ist unser HelgolandMina Borchert, 2003
Es ist bereits unser letzter Abend in dem schönen Bungalow, den wir wie schon die Abende zuvor damit verbringen das wir Tee trinken und lesen.
Morgen früh heißt es dann schon wieder Koffer packen und Anker lichten. Noch ein letztes Mal frühstücken und noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt der MS Helgoland zurück nach Cuxhaven.
Doch schon jetzt steht fest:“Helgoland, wir kommen wieder!“Wir haben unsere Insel gefunden. Hier lässt sich sehr schnell entschleunigen.
Und wer es nicht glaubt, sollte es selbst ausprobieren. Das Paradies ist so nah.
Ein wenig Geschichte
Seit 1826 ist Helgoland ein Seebad – mit der Unterbrechung der beiden Kriege und der Evakuierung der Insel bis 1952. Zu verdanken war das dem Helgoländer Schiffszimmermann Jacob Andresen Siemens, der 1794 hier geboren wurde. Er erkannte darin eine gute Einnahmequelle für die Helgoländer und fand im besagten Jahr dann 18 Aktionäre aus Helgoland, Hamburg und Altona.
Im ersten Jahr kamen bereits 100 Gäste. Anfang des 19. Jahrhunderts galten noch strenge Baderegeln. So durften Frauen und Männer nur getrennt im Meer baden. Erst ab 1900 durfte im so genannten Familienbad gemeinsam gebadet werden.
Damit Helgoland sich etablieren konnte, war natürlich ein regelmäßiger Seebäderdienst notwendig. Dieser startete 1829 mit dem Seebäderschiff „De Beurs van Amsterdam“ und wurde 1834 mit den Raddampfern Elbe und Patriot verstärkt. Die Zahlen der Gäste wuchsen stetig, so dass bereits 1850 3000 Gäste gezählt wurden.
In der NS Zeit kam es dann durch die Organisation „Kraft durch Freude“ zu zahlreichen Tagesreisenden. Durch den Krieg kam es dann zu einer Unterbrechung.
Am 18. April 1947 um 13:00 Uhr wurde auf Helgoland die größte nichtnukleare Sprengung mit 6700 t TNT gezündet und in eine Trümmerlandschaft verwandelt, die auch das Mittelland entstehen ließ.
Erst am 01. März 1952 wird Helgoland wieder frei gegeben und der Wiederaufbau beginnt. Schnell startet auch wieder der Seebäderdienst mit Schiffen der neu gegründeten Reederei Cassen Eils. Die Besucherzahlen steigen wieder stetig und erreichten 1972 Ihren Höhepunkt mit 831.387 Gästen.
Fazit
Helgoland ist Urlaub von Anfang an. Schon wenn Du das Seebäderschiff besteigst, beginnt die Entspannung und durch die gewählte Unterkunft auf der Düne, die für mich der Inbegriff für die Insel der Ruhe ist, bleibst du auch vom Tagestourismus weitestgehend verschont.
Schon alleine deshalb werden wir wieder herkommen…
Fortsetzung folgt…
Dann geht es um die Entstehung und es gibt einige Impressionen…
über den Autor
Wenn Du mehr zu gesunder Lebensweise, Glück, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung oder über kritische Ansichten zu Natur und Umwelt wissen möchtest, dann sprich mich doch einfach an. Oder buche meinen Newsletter. Ich freue mich auch immer über die Ansichten meiner Leser in den Kommentarfeldern.
Frank Ohlsen ist Entspannungstrainer und Outdoorcoach mit den Schwerpunkten Achtsamkeit, Mentaltraining und Persönlich-keitsentwicklung. Seine Vision von einer besseren Welt lautet: Meine Reisebegleiter jeden Tag ein bisschen glücklicher machen und Wege aufzeigen, dass es so bleibt.