Beachte die positiven Eigenschaften deiner Mitmenschen
Sicher kennst du es auch. Auch in deinem Umfeld wird es wohl Menschen geben, mit denen Du nicht warm wirst, die dir einfach unfreundlich erscheinen, die dich bevormunden wollen oder aus anderen Gründen einen negativen Eindruck, ja unter Umständen sogar nur negative Gefühle in dir auslösen.
Ich bin mir sicher, dass aber auch diese Menschen etwas positives an sich haben, was wir nur eben noch nicht erkannt haben.
Das liegt sicher auch daran, dass wir sehr schnell mit Urteilen sind. Wenn wir einem Menschen begegnen, haben wir bereits bevor der andere auch nur einen Ton gesagt hat, ein erstes Urteil abgelegt.
Dazu brauchen wir weniger als eine zehntel Sekunde. Danach haben wir entschieden, ob unser gegenüber vertrauenswürdig ist oder nicht. Also ob er gut oder schlecht ist. Darum sollten wir immer auf einen guten ersten Eindruck bedacht sein. Interessanter Weise stimmen diese Urteile auch meistens, wie in mehreren Studien nachgewiesen werden konnte.
Doch von Zeit zu Zeit erliegen wir auch einer Fehlinterpretation, vor allem dann, wenn unser Gegenüber etwas aussendet, was wir bereits mit einer negativen Erfahrung verknüpft haben.
Das kann eine bestimmte Geste sein oder auch nur ein Geruch oder etwas anderes eher unscheinbares.
Gerade Gerüche haben oft einen entscheidenden Einfluss auf unser Befinden.
So ist es mir schon passiert, dass ich vom Geruch eines Parfüms angezogen oder auch abgestoßen wurde, noch bevor ich die zugehörige Person wahr genommen habe.
Und dann tun wir unserem gegenüber vielleicht auch Unrecht mit dem Urteil. Das fatale dabei ist nur, das ein erster falscher Eindruck sehr lange haften bleibt, daher brauchen wir auch danach oft sehr lange, diesen zu revidieren.
In einem wissenschaftlichen Experiment wurde das sogar mit chinesischen Schriftzeichen nachgewiesen, die Probanden auf Fotos mit glücklichen und unglücklichen Gesichtern gezeigt wurden. Zeichen, die auf glückliche Gesichter folgten, wurden als schön angegeben, und das auch noch nach einem weiteren Versuch, bei dem die Gesichter durch unglückliche ausgetauscht wurden. Der erste Eindruck blieb für das Schriftzeichen bestehen.
Aber wir leben in einer Dualität, wo Licht ist gibt es Schatten, wo Höhen sind, tun sich Abgründe auf usw. Und so wird es eben zu jeder Person positive und auch negative Eigenschaften geben.
In diesem Zusammenhang möchte ich dir die folgende Geschichte aus Hühnersuppe für die Seele erzählen.
Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den Schülern, sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie neben die Namen schreiben.
Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin.
Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den Einzelnen aufgeschrieben hatten. Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste.
Schon nach kurzer Zeit lächelten alle. „Wirklich?“, hörte man flüstern. „Ich wusste gar nicht, dass ich irgendjemandem was bedeute!“ und „Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen“, waren die Kommentare.
Niemand erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen.
Einige Jahre später war einer der Schüler gestorben und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden. Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder gekannt hatte, ging am Sarg vorbei und erwies ihm die letzte Ehre.
Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Anwesenden, die den Sarg trugen, zu ihr:
„Waren Sie Marks Mathelehrerin?“
Sie nickte.
Dann sagte er: „Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen.“
Nach dem Begräbnis waren die meisten von Marks früheren Schulfreunden versammelt. Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen.
„Wir wollen Ihnen etwas zeigen“, sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. „Das wurde gefunden, als Mark verunglückt ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen.“
Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinander gefaltet worden war. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben hatten.
„Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben“, sagte Marks Mutter. „Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt.“
Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin.
Die Frau von Heinz sagte: „Heinz bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben.“
„Ich habe meine auch noch“, sagte Monika. „Sie ist in meinem Tagebuch.“
Dann griff Irene, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. „Ich trage sie immer bei mir.“ sagte sie und meinte dann: „Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt.“
Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden.
Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft, dass jedes Leben eines Tages endet und dass wir nicht wissen, wann dieser Tag sein wird. Deshalb sollte man den Menschen, die man liebt und um die man sich sorgt, sagen, dass sie etwas besonderes und Wichtiges sind.
Ich nutze diese Liste immer sehr gerne in meinen Trainings, um eine Veränderung in den Köpfen meiner Teilnehmer zu bewirken. Dabei lasse ich meine Coachees immer mit sich selbst beginnen, anschließend mit Freunden und Familienangehörigen fortfahren und am Schluß positive Eigenschaften zu Menschen aufschreiben, die Sie gar nicht mögen.
Die Ergebnisse waren immer sehr positiv. Und wenn diese Liste an die Personen weiter gegeben wird, folgen hier in der Zukunft auch oft Veränderungen in den Charakterzügen der Betroffenen.
Nun ist es aber manchmal gar nicht so einfach, die positiven Eigenschaften zu erkennen, und darum gibt es jetzt im Anschluß eine Liste.
abenteuerlustig
agil
akkurat
albern
altruistisch
attraktiv
aufmunternd
ausdauernd
ausgeglichen
autark
authentisch
belesen
charismatisch
charmant
dankbar
dynamisch
ehrgeizig
ehrlich
einfallsreich
einfühlsam
enthusiastisch
ernsthaft
fair
fürsorglich
geduldig
genußvoll
geschmackvoll
großzügig
gütig
handwerklich begabt
humorvoll
idealistisch
initiativ
integer
intelligent
jovial
kameradschaftlich
kann führen
kann genießen
kann mich entspannen
kann mich unterordnen
kann Mitleid empfinden
kann verzeihen
kommunikativ
kompetent
konsequent
kooperativ
körperlich gesund
kreativ
kulant
kultiviert
künstlerisch begabt
lässig
liberal
liebenswert
liebevoll
locker
loyal
lustig
motiviert
mutig
natürlich
offen
optimistisch
optimistisch
pünktlich
romantisch
ruhig
sanft
selbständig
selbstbewusst
sexy
sinnlich
sinnlich
smart
sonnig
sorgfältig
souverän
spontan
spontan
sportlich
spritzig
stark
sympathisch
teamfähig
tolerant
tough
überlegt
ungewöhnlich
unkompliziert
unterhaltend
unterstützend
verantwortungsvoll
versorgend
verständnisvoll
vielseitig interessiert
vital
weise
weitsichtig
wissbegierig
witzig
zäh
zärtlich
zuhören können
zurückhaltend
zuverlässig
zuversichtlich
zuvorkommend
Fehlt noch ein Punkt in meiner Liste? Dann immer her damit, damit ich sie ergänzen kann.
Wenn Dir diese Geschichte gefallen hat, schau dir auch mal die Artikel „Alles hat eine Auswirkung“ und „Schule“ an. Dort gibt es zwei weitere Geschichten aus diesem wundervollen Buch.
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Quellen: Gehirn-und-Denken.de
Spiegel.de
DasGehirn.info
Welt.de
Ich denke, also irre ich – David McRaney – S170 ff
Frank Ohlsen ist Entspannungstrainer und Outdoorcoach mit den Schwerpunkten Achtsamkeit, Mentaltraining und Persönlich-keitsentwicklung. Seine Vision von einer besseren Welt lautet: Meine Reisebegleiter jeden Tag ein bisschen glücklicher machen und Wege aufzeigen, dass es so bleibt.
Lieber Frank,
ich habe diese Geschichte schon einmal gehört, bin aber heute genauso gerührt wie damals. Es sind oft die kleinen Dinge, die man tun kann, um einen anderen Menschen etwas glücklicher zu machen.
Sehr schön, dass du das auch in deinen Coachings verwendest.
Herzlichen Dank, dass du mal wieder so etwas Schönes mit uns teilst.
Liebe Grüße
Gabi
Hallo Frank,
das ist eine schöne Geschichte! Ich würde noch „sensibel“ dazu nennen. Heutzutage ist das ja nicht immer gefragt und wird oft sicher negativ gesehen, aber für mich ist das eine sehr positive Eigenschaft.
Liebe Grüße
Tina